Die türkischen Streitkräfte und die Bundeswehr sind zwei wichtige militärische Akteure, die auf unterschiedliche Weise in der Weltpolitik agieren. Die Türkei hat als strategisch wichtiger Staat im Nahen Osten und Südosteuropa in den letzten Jahren eine zunehmend aggressivere Rolle in regionalen Konflikten eingenommen, während die Bundeswehr an zahlreichen internationalen Missionen beteiligt ist.
Trotz einiger Ähnlichkeiten in der Größe und Ausstattung der Streitkräfte gibt es auch bedeutende Unterschiede in der Organisationsstruktur, der Einsatzdoktrin und der politischen Ausrichtung beider Armeen. Bundeswehr und mehr hat es sich zur Aufgabe gemacht, die interessantesten Fakten rund um die Bundeswehr sowie den internationalen Streitkräften leicht verdaulich aufzubereiten und den Lesern in kleinen Häppchen zur Verfügung zu stellen. In diesem Artikel betrachten wir die türkischen Streitkräfte und die Bundeswehr im Vergleich.
Ist die Türkei in der NATO?
Die Türkei ist seit 1952 ein Mitglied der NATO (North Atlantic Treaty Organization). Ziel der NATO ist die kollektive Verteidigung ihrer Mitglieder sowie die Förderung der Stabilität und Sicherheit im Euro-Atlantischen Raum.
Die Türkei spielt eine wichtige Rolle innerhalb der NATO, da sie an der geografisch strategisch wichtigen Schnittstelle zwischen Europa und Asien liegt und als Brücke zwischen diesen Kontinenten fungiert. Zwischen der Türkei und anderen NATO-Mitgliedern, insbesondere den USA, gibt es in jüngster Zeit (Stand: Frühjahr 2023) Spannungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Rolle der Türkei im syrischen Bürgerkrieg und der umstrittenen türkischen Militäroperationen im nördlichen Syrien. Trotz dieser Spannungen bleibt die Türkei jedoch formal ein Mitglied der NATO.
Wie viele Soldaten hat die Türkei im Vergleich zu Deutschland?
Deutschland und die Türkei gehören zu den Ländern mit den größten Streitkräften in Europa. Die Gesamtzahl der aktiven Soldaten in der Türkei beträgt etwa 355.000. Im Vergleich dazu hat Deutschland ca. 182.000 aktive Soldaten.
Wie unterscheidet sich die militärische Ausbildung der türkischen Streitkräfte von der Bundeswehr in Deutschland?
Die militärische Ausbildung in der Türkei und in Deutschland unterscheidet sich in einigen Aspekten. Einige davon haben wir hier für Sie aufbereitet:
- In der Türkei ist der Militärdienst für alle männlichen Staatsbürger obligatorisch und dauert in der Regel zwischen sechs und zwölf Monaten, je nach Ausbildungsstand und Dienststelle. Während dieser Zeit erhalten die Rekruten eine grundlegende militärische Ausbildung, die sich auf die körperliche Fitness, den Einsatz von Schusswaffen und die Befehlseinhaltung konzentriert.
- Im Gegensatz dazu ist der Militärdienst in Deutschland seit 2011 eine freiwillige Entscheidung. Die Bundeswehr bietet eine breitere Palette von Ausbildungen und Spezialisierungen an, einschließlich Technik, Logistik, Gesundheitswesen, IT und anderen Bereichen, neben der grundlegenden militärischen Ausbildung.
- Auch die Länge der Ausbildung unterscheidet sich: In der Türkei wird die Ausbildung auf die Mindestdauer beschränkt, um die schnelle Integration der Rekruten in den Militärdienst zu ermöglichen, während in Deutschland die Ausbildung mehrere Monate bis zu mehreren Jahren dauern kann, um die Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben, die für eine erfolgreiche militärische Karriere notwendig sind.
- Darüber hinaus gibt es auch Unterschiede in der militärischen Strategie und der Einsatztaktik beider Länder. Die Türkei hat in den letzten Jahren eine aktivere Rolle im Weltgeschehen eingenommen. Sowohl bei Einsätzen in Syrien und Libyen sowie bei der Durchführung von Militäroperationen im Nordirak und in Syrien als auch die Vermittlerrolle im ukrainisch-russischen Konflikt. Im Gegensatz dazu hat die Bundeswehr eine stärkere Fokussierung auf die Teilnahme an internationalen Friedensmissionen und humanitären Einsätzen.
Was gibt es zur türkischen Spezialeinheit zu sagen?
In der Türkei gibt es mehrere Spezialeinheiten, die unterschiedliche Aufgaben haben und verschiedenen Zweigen der türkischen Sicherheitskräfte angehören:
- Özel Kuvvetler (Spezialkräfte)
- Jandarma Özel Harekat (Sondereinsatzkommando der Gendarmerie)
- Polis Özel Harekat (Sondereinsatzkommando der Polizei)
- MİT Özel Operasyon Dairesi (Sondereinsatzabteilung des türkischen Geheimdienstes)
- Bordo Bereliler (Rot-Berets): 1952 gegründete Spezialeinheit innerhalb der türkischen Streitkräfte, die für eine Vielzahl von Einsätzen zuständig ist.
Die Spezialeinheiten der Türkei spielen eine wichtige Komponente der nationalen Sicherheitspolitik und nehmen darüber hinaus eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung von Terrorismus, organisierter Kriminalität und anderen Bedrohungen für die nationale Sicherheit ein. Eine weitere Besonderheit der türkischen Streitkräfte ist ihre Sonderstellung der „Wächter der laizistischen Staatsordnung“ in der gültigen Verfassung seit 1923 unter Kemal Atatürk. Dadurch kommt es in der Vergangenheit zu diversen Auseinandersetzungen und Putschversuchen zwischen dem türkischen Militär und politischen Akteuren.
Was ist das Besondere an den türkischen Drohnen?
Bei der Entwicklung und Forschung investiert die Türkei verstärkt in die heimische Produktion und konnte in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte vorweisen. Insbesondere ihre Drohnen gelten heute als einer der führenden bewaffneten Technologien weltweit.
Die türkischen Drohnen, primär die von der Firma Baykar produzierten Bayraktar-Drohnen, haben in verschiedenen Konflikten wie zum Beispiel in Syrien, Libyen und Berg-Karabach für Aufsehen gesorgt. Diese Drohnen wurden erfolgreich eingesetzt, um gegnerische Stellungen zu erkunden und anzugreifen, und haben sich als wirksames Instrument in asymmetrischen Konflikten erwiesen.
Eine der bemerkenswerten Eigenschaften der türkischen Drohnen ist ihre Fähigkeit, autonom zu fliegen und Ziele automatisch zu identifizieren und anzugreifen.
Die Ausrüstung der türkischen Streitkräfte
Die türkischen Streitkräfte verfügen über eine große und moderne Ausrüstung, die kontinuierlich ausgebaut wird. Die türkische Regierung hat in den vergangenen Jahren hohe Summen in die Modernisierung und Beschaffung von Waffensystemen investiert, um die militärische Schlagkraft ihrer Streitkräfte zu verbessern.
Zu den modernen Waffensystemen der türkischen Streitkräfte gehören neben den bewaffneten Drohnen unter anderem Panzer, Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Raketenabwehrsysteme. Die türkische Rüstungsindustrie hat auch ihre eigenen Waffensysteme entwickelt und produziert unter anderem den türkischen Kampfpanzer Altay und die Bayraktar-Drohnen.
Die Bundeswehr verfügt ebenfalls über moderne Ausrüstung, aber es gibt einige Unterschiede zwischen den beiden Streitkräften in Bezug auf die Art und Anzahl der Waffensysteme. Die Bundeswehr setzt beispielsweise weniger auf Kampfpanzer und Kampfflugzeuge als die türkischen Streitkräfte und hat auch weniger bewaffnete Drohnen im Einsatz. Generell belaufen sich die militärischen Ausgaben der Bundeswehr im Jahr 2022 nur auf rund 55 Milliarden US-Dollar, während die Türkei durchschnittlich weit über 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr ausgeben (Quelle: https://www.sipri.org/databases/milex).
Einsätze der türkischen Streitkräfte im Vergleich zur Bundeswehr
Die türkischen Streitkräfte waren in den letzten Jahren in mehreren Konflikten und Einsätzen im Ausland aktiv, darunter in Syrien, Libyen und im Irak. Sie haben dabei eine aktive Rolle bei der Unterstützung von Regierungstruppen und verbündeten Milizen im Kampf gegen terroristische Gruppen und Rebellen gespielt. Die Bundeswehr ist im Vergleich dazu in der Regel in weniger Einsätzen aktiv und hat einen Fokus auf internationale Friedenssicherungsmissionen, beispielsweise in Afghanistan oder im Kosovo.
Meist hängen die Einsätze von Streitkräften im Ausland von politischen Entscheidungen ab. Die türkischen Einsätze in Syrien und Libyen wurden beispielsweise von der Regierung unterstützt, um die Stabilität in der Region zu gewährleisten und den Einfluss von Terrorgruppen und rivalisierenden Regimes zu begrenzen. Die Einsätze der Bundeswehr hingegen wurden oft von internationalen Organisationen wie der NATO oder der UNO beauftragt und haben das Ziel, Frieden und Stabilität in Konfliktregionen zu fördern. Je nach Bündnissen und politischer Lage können sich die Einsätze und Einsatzgebiete der jeweiligen Armeen ändern.
